Historisches Dortberghaus ist größtes Hotel der Stadt

Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes war eine Herausforderung
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Michael Holtkötter hat in seinem Leben zahlreiche Denkmäler als Experte begutachtet. Mit ihren Geschichten könnte er Bücher füllen. Das Dortberghaus ist auch so ein Denkmal, ein besonderes. Zu ihm hat Holtkötter eine ganz persönliche Beziehung. 15 Jahre lang schritt er jeden Tag durch die hölzerne Tür, die auch heute noch den Eingang des im April eröffneten IntercityHotels schmückt. Denn bis 2004 war das Gebäude Sitz des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes, zu dem auch die Denkmalschutzbehörde gehört. Danach stand es viele Jahre leer, bis 2015 mit der B&L Gruppe endlich ein neuer Investor gefunden wurde, mit dem ein neues Kapitel für das Haus begann.

Die Sanierung des L-förmigen, seit 1999 unter Denkmalschutz stehenden Komplexes war eine Herausforderung. Dabei war die Erhaltung der erwähnten Holztür noch das geringste Problem. Auch der für ein Hotel ungewöhnliche Eingangsbereich, der nicht geradeaus direkt zur Rezeption führt, sondern zunächst nach links abbiegend eine Treppe hinauf, um dann wiederum rechts auf den Empfang zuzulaufen, war ein Zugeständnis an die historische Bedeutung des Gebäudes.

„Bei einem Denkmal geht es nicht um Alter oder Schönheit, sondern um den Zeugniswert. Das heißt, das Objekt vermittelt wichtige Information, z.B. zu historischen Bauformen, Handwerkstechniken, Nutzung oder Lebensweisen der Vergangenheit. Je mehr von der originalen Substanz eines Denkmals vorhanden ist, umso höher ist der Zeugniswert“, erklärt Holtkötter. Dabei gebe es im nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetz keine Wertigkeitsskala. In der Denkmaltheorie sei die Bedeutung des Kölner Doms als Baudenkmal gleichzusetzen mit dem Ziegenstall eines Bergmannes. Wie so oft im Leben klaffen hier Theorie und Praxis jedoch weit auseinander. In der Wahrnehmung und Wertschätzung steht der Kölner Dom weit über einem denkmalgeschützten Stallgebäude.

Muschelkalk-Fassaden waren große Herausforderung

Zurück zum Dortberghaus. Wie findet die Hotelchefin das neue Übernachtungsangebot in dem ehrwürdigen Gebäude? „Großartig! Ein Hotel mit Treppe in der Hotelhalle ist natürlich schon ungewohnt für die Gäste. Aber andere Komponenten wie die bodentiefen Fenster in der ersten Etage oder die Zimmer mit Bullaugenfenster machen so etwas dann wieder wett“, sagt Petra Bantle, General Manager IntercityHotel Dortmund. „Das Haus ist einfach liebenswert.“

Eine wichtige denkmalpflegerische Vorgabe war es, das äußere Erscheinungsbild unangetastet zu lassen. Die Fassaden aus Muschelkalk stellten dabei eine große Herausforderung dar. Statiker stellten fest, dass sie nicht mehr standsicher waren, was sich mit der Anbringungstechnik erklären lässt, wie Holtkötter erläutert: „Naturstein-Fassaden befestigte man über sehr lange Zeit in einem Dickmörtelverfahren. Auf die Platten gab der Steinmetz einen Mörtel auf und klebte sie dann an die Wand. Etwa ab den 1930er Jahren sicherte man diese Platten zusätzlich mit kleinen Eisen, die allerdings nicht gegen Korrosion geschützt waren. Probestellen an den Fassaden zeigten, dass die Mehrzahl der Eisen wegkorrodiert war. Genau das ist aber dann ein statisches Problem.“ Glücklicherweise konnte der alte Steinbruch gefunden werden, aus dem die ursprünglichen Muschelkalkplatten kamen und aus dem auch heute noch das Natursteinmaterial gewonnen wird. Ein Vergleich des alten Materials mit dem neuen Muster ließ kaum einen Unterschied erkennen. So konnte die Fassade detailgetreu in einer modernen Anbringungstechnik wieder aufgebaut werden. Gewissermaßen bekrönt wird die repräsentative Hauptfassade zur Katharinenstraße durch ein großes Walmdach.

Größtes Hotel der Stadt

Nun dient das Dortberghaus als Quartier für das dritte IntercityHotel im Ruhrgebiet. Das Gebäude ist mit 231 Zimmern, fünf Tagungsräumen, einem Restaurant sowie einer Bistro-Lounge mit Bar und Terrasse jetzt das größte Hotel der Stadt. Das Interieur des zur Deutschen Hospitality gehörenden Hotels erstrahlt im Design des italienischen Innenarchitekten Matteo Thun: warme Farben, gemütliche Zimmer und Sitzecken. Bei der Einrichtung der Zimmer musste das Unternehmen allerdings Kompromisse machen. „Nicht alle Zimmer sind gleich groß oder identisch zugeschnitten. Also sind die Zimmer unterschiedlich möbliert. Das heißt, die Schränke, Betten oder Garderoben stehen nicht überall an der gleichen Stelle“, erläutert Petra Bantle. „Aber die Lage zwischen Bahnhofsvorplatz und Innenstadt ist für uns ideal und ein so schönes, historisches Gebäude ist eine Visitenkarte für uns, die sich die Gäste einprägen. Auch ich persönlich lerne jeden Tag etwas über dieses tolle Haus hinzu – wie es vorher war und jetzt ist.“

Die ersten Wochen sind für die Hoteldirektorin gut angelaufen. „Ich durfte bereits viele Gäste im IntercityHotel Dortmund begrüßen. In unmittelbarer Nachbarschaft sind alle wichtigen kulturellen Einrichtungen und Shopping-Möglichkeiten, aber natürlich auch grüne Ruhe-Inseln. Für nachhaltige Mobilität auf ganzer Linie sorgt zudem unser FreeCityTicket: damit können unsere Gäste alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt kostenfrei nutzen“, ergänzt Petra Bantle.

Ob Michael Holtkötter sich dort mal für eine Nacht einmieten wird? Durchaus eine Option, meint er. Es wäre eine Premiere, war er in früheren Zeiten ja nur tagsüber im Haus, um seiner Arbeit als Denkmalschützer nachzugehen.

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