An jeder Ecke Leben statt trister Hinterhof

Gelungener Auftakt für Pop-up-Events rund um die Kampstraße und den Platz von Amiens
© Stephan Schütze
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Der Platz von Amiens ist an diesem Abend Mitte Februar kaum wiederzuerkennen. Sonst ein eher dunkler Ort mit wenig Aufenthaltsqualität – jetzt ist hier viel los, die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Aus dem Musikimbiss des Jugendamtes tönen Hip-Hop-Beats, Skater proben ihre Moves. Dann geht es auf die Strecke mit Rampe, die quer über den Platz verläuft. Das Publikum feuert lautstark an, viele Tricks funktionieren beeindruckend elegant. „Vielfalt durch Einheit“ lautet das Motto dieses Abends.

Oberbürgermeister Thomas Westphal ist zufrieden. „Hier ist wunderbares Leben, das wollen wir haben“, sagt Westphal und lässt seinen Blick über den Platz schweifen. Es sei bemerkenswert, was Anlieger*innen, die Stadt und die Gewerbetreibenden innerhalb kurzer Zeit aus dem Platz gemacht haben. Die Pop-up-Veranstaltung überzeugt. Ein Angstraum? Dunkel und leer? Keine Spur. „Wir haben gezeigt: Hier kann man etwas machen. Wenn man etwas anbietet, dann kommen die Leute“, so der Oberbürgermeister. Das soll auch in Zukunft so bleiben, denn weitere Veranstaltungen dieser und anderer Art sind geplant, auch nebenan auf der Kampstraße: Aktionen, Mitmach-Angebote, kleine Events für alle Altersgruppen. Pflanzkübel, kombiniert mit Sitzgelegenheiten, werden entlang des Boulevards Kampstraße zusätzlich Akzente setzen.

 

Der Start auf dem Platz von Amiens macht in jedem Fall Lust auf mehr, denn tatsächlich ist an jeder Ecke Leben. Plötzlich riecht es nach Farben, weil das Kollektiv MoreThanWords eine Grafitti-Aktion zum Mitmachen auf die Beine gestellt hat. Auf Leinwände wird unter Anleitung gesprüht. Kinder zeigen stolz, was sie geschaffen haben.

An einer anderen Stelle riecht es dagegen nach frisch aufgebrühtem Tee. Die Dortmund-Guides stellen zum ersten Mal ihr „Meet & Tea“-Mobil vor. Die jungen Mitarbeiter*innen bieten unermüdlich Tee an, an ihren Rucksäcken sind sie schnell zu erkennen. Denn diese haben Displays, auf denen abwechselnd Sprüche wie „Wir hören dir zu“ oder „Wir begleiten dich“ aufleuchten. Genau das ist das Anliegen der Dortmund-Guides. „Wir wollen den Menschen, die hier nachts unterwegs sind, auf Augenhöhe begegnen“, erklärt Johannes Langwieder, der Projektleiter der Dortmund-Guides. Kontrollieren oder bestrafen wolle man dagegen niemanden. Stattdessen sollen ungezwungene Gespräche zum Nachtleben dazugehören. Am Platz von Amiens will das Team an Wochenenden weiterhin regelmäßig vor Ort sein.

Die Dortmund-Guides sind eine Idee des Nachtbeauftragten, der bei der Wirtschaftsförderung angesiedelt ist. Schon an anderen Orten der Innenstadt waren die Dortmund-Guides erfolgreich: Dort, wo sich draußen spontanes Nachtleben entwickelt hat, sind sie mit dem richtigen Gespür für die Szene unterwegs.

 

Dafür, dass die Skater genügend Raum bekommen haben, sorgte der Skate-Shop Club Mumbai Palais, ein Anlieger am Platz von Amiens. Genau das ist es auch, was „Vielfalt durch Einheit“ ausmacht. „So eine Veranstaltung kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Daher gilt mein Dank heute allen Partner*innen, die gemeinsam eine tolle Vorarbeit geleistet haben“, betont der Nachtbeauftragte Christoph Stemann. „Der Dank gilt konkret den Akteur*innen vor Ort, also dem Mercure Hotel, den Nightrooms, dem Club Mumbai Palais, dem Domicil, der CU Bar und Genuss Kult. Wir bleiben auch mit ihnen weiterhin im engen Austausch.“

Die Stadt setzt sich nicht nur für eine Wiederholung ein, sondern hat selbst noch mehr vor: „Die Kampstraße ist ein gutes Experimentierfeld: Veranstaltungsformate können dort einen Testlauf nehmen. Die Baustellen, die hier weiter die Straße entlang wandern werden, schaffen immer wieder ein neues Bild und wir verändern es parallel dazu einfach mit: ob mit einer Kinder-Spiel-Baustelle oder mit Urban Art. Wir arbeiten an sehr konkreten Ideen“, berichtet Jennifer Rickers, Leiterin des Fachbereichs Marketing + Kommunikation. Von der Stadt bringen sich zum Beispiel die Wirtschaftsförderung, das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, DORTMUND KREATIV, das Jugendamt und das Grünflächenamt mit ein.

Das junge Publikum genießt derweil weiter diesen Auftaktabend. Die Stimmung ist gelassen und friedlich – genau, was die Organisatoren erreichen wollen. Konzipiert als Pop-up, aber schon jetzt mit angekündigtem Follow-up. Die Kampstraße sollen die Menschen auf dem Zettel haben – als einen Ort, der sich verändern wird, und der immer für Überraschungen gut ist.

Bildergalerie:

© Roland Gorecki
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© Stephan Schütze
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